Online Verkostungen – April 2021

… weiter gehts.

Die erste Beerlovers Verkostung im April am 7.4. war gleich ein echter Knaller: Peter und Andrea Chiodo von Flying Monkeys sind nicht nur seit Ewigkeiten verheiratet, sondern auch schon genauso lange im Bier-Business unterwegs. Markus ist diesmal nicht viel zum Reden gekommen, denn es gab eine 2-stündige Show mit Fotos, Videos und zig Geschichten aus dem Leben der beiden, alles unter dem Motto “Normal is Weird”.

Zur Verkostung traten vor allem hopfige Biere an; Peter legt viel Wert auf die Abfüllung und die Qualität seiner IPAs, NEIPAs und Pale Ales. Die beiden besten Biere (für uns) waren das erste und das letzte. Zu Beginn gab es mit dem The Mutants are Revolting ein Session IPA, das trotz niedrigem Alkoholgehalts sehr rund schmeckte, mit einer tollen Mandarinennote. Abgeschlossen wurde mit einem Triple New England IPA namens Sparklepuff, mit einem sehr frischen Pfirsicharoma und 10,2% Alkohol, die man in dem trockenen Bier aber nicht bemerkt hat.

Am 14.4. war mal wieder eine österreichische Brauerei dran: Zillertal Bier aus Tirol. Philipp Geiger, zuständig für Marketing und Diplom Biersommelier präsentierte einen Teil des Sortiments der Brauerei, direkt aus dem neuen BrauKunstHaus. Die Brauerei ist schon seit über 500 Jahren im Familienbesitz und hat als Ziel, möglichst regionale oder inländische Zutaten zu verwenden.

Zum ersten Mal bei einer Beerlovers-Verkostung gab es einen Radler – zwar zu süß, wie alle Radler, und natürlich kein Bier, aber eine gute Alternative zu einer Limonade. Die beiden nächsten Biere waren das Märzen und das Pils. Das war insofern spannend, weil das Märzen für den Stil relativ trocken und herb war, während das Pils eher untypisch malzig daher kam. Beide gut, aber im Blindtest könnten wir die wahrscheinlich nicht unterscheiden.

Am besten bewertet haben wir das Schwarze, auch (oder besser weil) der Name hier falsche Erwartungen geweckt hat: Es war kein typisches Schwarzbier, die meist trocken, herb und röstig abgestimmt sind, sondern eher ein dunkles Bier mit einer guten Ausgewogenheit von Malzsüße und Röstigkeit. Auch optisch ist es nicht schwarz, sondern ein schönes, sehr dunkles Rot.

Auch beim Tyroler Imperial Zwickl haben wir uns vom Namen her etwas ganz anderes erwartet – das “Imperial” im Namen steht nicht wie üblich für eine stärkere Variante des Basisstils, sondern kommt vom Namen der Gerstensorte “Fisser Imperial”. Zu einem Zwickl wiederum passen die fruchtigen Aromen (Mango, Maracuja) nicht so ganz. Trotzdem ein gutes Bier.

Als letztes Bier gab es den Gauder Steinbock Reserve Barrique, ein heller Bock der nach einer langen Lagerzeit im Tank noch 8 Wochen im Sherryfass reift. Sehr komplexe Aromen, und bei Starkbieren sagen wir sowieso nie Nein 🙂

Die nächste Station (22.4.) war Barcelona, die Heimat von Garage Beer Co. Da haben sich 2015 ein paar Leute bei einem Braukurs kennen gelernt, danach noch ein paar Bier getrunken und spontan beschlossen ein Brewpub zu gründen. Nachdem die Nachfrage immer größer wurde, entstand dann 2017 die eigentliche Brauerei. Zu Gast waren Justina Stasiunaite – zuständig für Logistik und Sales – und Owen Ashmore, einer der Brauer. Beiden merkte man an, dass das für sie nicht einfach ein Job sondern Lebensinhalt ist, der offensichtlich auch sehr viel Spaß macht.

Das erste Bier war ein Session IPA namens Miracles at Michael’s, von dem wir uns wegen des niedrigen Alkoholgehalts von 3,5% nicht allzu viel erwartet haben – doch wir wurden überrascht: Es war sehr vollmundig und rund, mit frischem Hopfenaroma. Nach einem Pils und einem West Coast IPA kam dann ein Garage-typisches New England IPA namens RV-1021: Goldgelb, cremig, fruchtig mit einem tollen Geruch nach gelben Früchten.

Das Triple Soup ist laut eigene Aussage das Flaggschiff der Brauerei: Ein Triple IPA (10%), das für ein IPA fast süß daher kommt und wieder jede Menge Hopfenaroma mitbringt. Den Abschluss machte mit dem Backflips All Day ein Imperial Sour Ale. Im Glas ein leuchtendes, dunkles Rot, und schon in der Nase eine Mischung aus den vielen Zutaten, u. a. Kirschen, Himbeeren, Vanille und Kakao – sehr spannend.

Neue Woche, neue Verkostung. Am 29.4. gab es etwas ganz spezielles, nämlich die Sauerbiere von Vault City. Andy Gibson ist in der kleinen Brauerei für das Marketing zuständig, und er weiß wovon er spricht – nicht zuletzt weil er bei der Gründung von Brewdog Overworks dabei war. Gegründet wurde Vault City von zwei Hobbybrauern, die dann mit 400 Liter Suden in der Küche begannen (wobei wir uns noch immer nicht die Küche vorstellen können, in der man einen 400 Liter Topf auf den Herd stellen kann).

Eigentlich sind die Biere eher Frucht- als Sauerbiere. Es gibt drei Basisrezepte, alle ohne Bitterhopfung, die dann mit einer Mischung aus Lactobazillen und Hefe vergoren werden, bevor sie am Ende der Hauptgärung mit verschiedenen Früchten gestopft werden (bis zu 300g Frucht pro Liter), was eine zweite Gärung auslöst.

Die zwei leichteren Biere zu Beginn (Session Sour) waren mit Birnen und Mango versetzt. In beiden war das Fruchtaroma von der Nase bis zum Abgang extrem stark. Bei der Birne schmeckte das aufgrund der Säure leicht nach Cider. Das Raspberry Violet hatte ein volles Himbeeraroma und schmeckte wie diese Himbeerzuckerl, die man vielleicht noch aus der Kindheit kennt. Es folgte ein Blackcurrant Lemon Verena (800 kg schwarze Ribiseln und 50 kg Zitronenverbene) – tolle Farbe! Das Rhubarb Maple Pecan war dann leider nicht ganz nach unserem Geschmack, auch farblich war das eher unattraktiv.

Zum Abschluss kam dann noch ein Imperial Sour Ale mit Guave, Kiwi, Melone und Mango. Das war so dickflüssig, dass es erst gar nicht aus der Flasche wollte. Ein irre fruchtiger Geschmack, aber spätestens da stellte sich dann die Frage, die “Craftbier-Trinker” eigentlich gar nicht leiden können – “Ist das überhaupt noch Bier?”. Ja, weil es aus Malz hergestellt wird, aber irgendwie auch nein, weil sich ein ähnlich fruchtig-saures alkoholisches Getränk wahrscheinlich auch anders herstellen ließe.

Insgesamt aber wieder sehr kurzweilige zwei Stunden mit einem unterhaltsamen Gast und ein paar der ungewöhnlichsten Biere, die wir bis jetzt verkostet haben.